Kambodscha

Strandspaziergang Sihanoukville

Als Urlaubsmekka Kambodschas wird Sihanoukville angepriesen, doch wer auf der Suche nach Ruhe und Entspannung ist, sollte nicht hierher kommen. Wenn du wissen willst, warum du Sihanoukville getrost von deiner Kambodscha Bucket List streichen kannst, dann lies weiter.

Anreise von Phnom Penh

Auf der Suche nach Ruhe, Erholung und ein paar Tage Spaß am Strand machten wir uns von Phnom Penh aus per Bus auf den abenteuerlichen Weg an die Küste Kambodschas – Sihanoukville lautete unser angepeiltes Ziel und sollte unser letztes in Kambodscha sein.

Faktencheck Sihanoukville

In der 90.000 Einwohner großen Hafenstadt wollten wir auch unser Visum für Vietnam beantragen. Sihanoukville, wörtlich Stadt zu Ehren des Königs Sihanouk, einst als Kompong Som bekannt, galt unter französischer Kolonialherrschaft als Côte d’Azur Kambodschas. Doch das ist lange her … Heute ist die Stadt fest im Griff chinesischer und russischer Investoren. Sucht man nach einer Musterstadt für bauliche Fehlplanungen und Umweltverschmutzung wird man hier fündig. Schon von weitem sahen wir die vielen Baukräne in und um Sihanoukville. Überall entstanden und entstehen Hotelanlagen und Casinos, vernehmlich für chinesische und russische Touristen.

Übrigens ereignete sich Ende der 1990er Jahre wenige Kilometer vor der Küste auch einer der größten Giftmüll-Skandale Kambodschas – der Müll wurde nur auf massiven Druck der Bevölkerung beseitigt und fachgerecht entsorgt.

Otres Strand – Zimmersuche mit Hindernissen

Wir hatten einen Bungalow in der Nähe des Otres-Strandes, der etwa fünf Kilometer außerhalb von Sihanoukville liegt, gebucht. Zunächst war es äußerst schwierig einen Tuk Tuk Fahrer zu finden, der uns von der Busstation dorthin bringen wollte. Als wir über die völlig desolaten Straßen rumpelten, wussten wir weshalb. Als wir endlich an der Adresse angekommen waren, war niemand da. Das war uns noch nie passiert. Schließlich mussten wir uns zu Fuß mit Sack und Pack auf die Suche nach einer Unterkunft machen. Nach schweißtreibender Suche landeten wir schließlich im Hostel „Wish you were here“, das von Briten betrieben wurde. In einem sehr einfachen Zimmer im Holzverschlag direkt über der Bar schliefen wir zu viert um 8 Dollar pro Nacht. Es war nicht unsere Traumunterkunft, aber immerhin hatten wir ein Dach über dem Kopf.

Am nächsten Tag erkundeten wir die Gegend nach einem für eine Familie angemessenerem Plätzchen. Dies stellte sich gar nicht als so einfach heraus. Erst im Internet wurden wir fündig. Nur 100 Meter vom Hostel entfernt lag ein Beach Resort – eine einfache Bambushüttenanlage mit großen bequemen Betten, eigenem Badezimmer und Sitzgelegenheit. Die Onlinebuchung war übrigens günstiger als direkt im Hotel.

etwas mehr Bewegungsfreiheit und bequeme Betten

Strandtag

Einen einzigen schönen Tag verbrachten wir am Strand, nachdem wir unseren kleinen Abschnitt vorher von Plastikmüll befreit hatten.

Bootsausflug zum Fürchten

Am Strand wurden wir von einem Local angesprochen, ob wir nicht eine Bootstour zu den vorgelagerten Inseln mit Schnorcheln, Klippenspringen, Angeln, Frühstück und Mittagessen (alles zusammen um 15 Dollar pro Person) machen wollten. Da wir ein schönes Erlebnis im Gepäck haben wollten, willigten wir ein und buchten den Trip. Man sagte uns, wir würden um 9:30 Uhr von unserem Quartier abgeholt und zur Bootsanlegestelle gebracht werden. Die Nacht davor hatte es stark geregnet, erst am Morgen klärte der Himmel auf. Wie vereinbart wurden wir pünktlich abgeholt und zum Bootsanleger gebracht, einem unglaublich hässlichen Fleckchen Erde. Die Menschen dort lebten in einfachen Bretterverschlägen mit Planendach, ohne Fußboden. Am Boden lag überall Müll, doch sie räumten ihn nicht einmal von dort weg, wo sie ihre Tische und Stühle standen, sondern lebten einfach darauf. Zwischen den Müllsäcken und dem losen Müll pickten Hühner nach Essbarem, zwischendurch huschte eine Ratte vorbei. Dort sollten wir frühstücken? Uns wurde nichts angeboten. Als wir ankamen, sollten wir gleich ins Boot einsteigen. Später erfuhren wir, dass es Kokosnuss zu trinken und ein leeres Baguette gegeben hätte. Mit uns kam ein belgisches Paar, Julie und Kevin. Wir fragten den Bootskapitän noch beim Einsteigen, wie er das Wetter einschätze und ob der Wellengang okay wäre. Der Mann am Boot meinte, dass es kein Problem sei. Also suchten wir uns alle ein Plätzchen und starteten.

Doch unmittelbar nach dem Start, ein kleines Stück vom Strand entfernt, schwappte plötzlich eine riesige Welle über das Boot und spülte Damian von der Sitzplanke. Glücklicherweise hatte er sich nicht verletzt. Alle schrien und ich war völlig verstört. Hastig gab uns der Bootsjunge, der die Situation anfangs offenbar auch ungefährlicher eingeschätzt hatte, Schwimmwesten, der Bootskapitän fuhr unbeirrt weiter. Wir krallten uns am Boot fest und wussten gar nicht wie uns geschah. Die Wellen peischten uns ins Gesicht und das Boot bewegte sich gefährlich auf und ab und schwankte stark hin und her. Nach etwa zwanzigminütiger Horrorfahrt waren wir in ruhigerem Wasser vor der nächstgelegenen Insel angekommen. Das Boot stoppte und die beiden Kambodschaner meinten, wir könnten hier schnorcheln.

Äh, Schnorcheln? In diesem Moment war uns nicht danach. Unsere belgischen Leidgenossen meinten auch, dass sie am liebsten so schnell wie möglich wieder zurückkehren und aus dem Boot raus wollten. Das wichtigste sei aber die Sicherheit. Die beiden Kambodschaner zeigten sich unbeeindruckt; sie waren solche Wellengänge offensichtlich gewöhnt und konnten unsere Aufregung nicht nachvollziehen.
Nach einigen Telefonaten mit dem Verantwortlichen an Land, kamen wir überein, dass wir besser dort etwas warten bis die Wellen niedriger würden. Für uns war klar, dass sie das Geld nicht zurückzahlen und daher den Trip einfach durchziehen wollten.

Wir weigerten uns zwar, zum nächsten Standort weiter zu fahren, aber die Situation einfach aussitzen wollten wir auch nicht. Also gingen wir schnorcheln, während der Bootskapitän ein leckeres Hühnchenfilet mit Baguette und Salat zubereitete. Kurz nach Mittag beruhigten sich die Wellen und wir konnten – für unser Gefühl – gefahrlos zurückkehren.

Rückblickend betrachtet müssen wir zugeben, dass wir wahrscheinlich von der ersten Welle so geschockt waren, dass wir das ganze Unternehmen als gefährlicher eingestuft hatten, als es tatsächlich war. Sonst wären die Kambodschaner nicht so ruhig geblieben. Dennoch würden wir nur mehr bei schönem Wetter eine Bootstour machen. Immerhin haben wir zwei wirklich nette Menschen kennengelernt – Julie und Kevin.

Das Tüpfelchen auf dem i kam aber noch am Ende des Ausflugs. Wir stiegen vom Boot, leicht erschöpft, Kleidung und Rucksäcke samt Inhalt nass und warteten darauf, von einem Tuk-Tuk wieder zurück in unsere Hotels gebracht zu werden. Zunächst unterhielten wir uns noch mit Julie und Kevin, ließen den Tag nochmals Revue passieren. Die anwesenden Kambodschaner – es waren gut zehn Personen – ignorierten uns völlig in ihrer vermüllten Hütte.  Nach gut 20 Minuten fragen wir nach, wo unsere Rückfahrgelegenheit bliebe. Keiner wollte davon etwas wissen. Der vorhin so gesprächige Reiseveranstalter (Mickey und Mr. Ra von NARA-Tours) meldeten sich plötzlich nicht mehr am Telefon. Man sagte uns, dass der Rücktransport nicht inkludiert sei. Ratlosigkeit über diese Dreistigkeit war uns wohl ins Gesicht geschrieben. Wir erwiderten, dass uns das bei Buchung des Trips zugesichert worden sei und dass das eine Selbstverständlichkeit sei. Man holte uns also doch ein Tuk-Tuk und wir stiegen alle ein. Zunächst fuhr der Fahrer zur Anlage unserer belgischen Begleiter und ließ sie aussteigen. An diesem Punkt stellte sich heraus, dass er von uns bezahlt werden wollte. Er wisse nichts von einem Deal mit NARA-Tours und sei nur gerufen worden, uns zu fahren. Unglaublich wie respektlos die Kambodschaner ihre Kunden behandeln. Abermals telefonierten wir mit dem Reiseveranstalter. Dieses Mal hielten wir uns kein Blatt mehr vor den Mund und machten unserem Unmut Luft. Es brachte zwar nichts, den Tuk-Tuk-Fahrer mussten wir bezahlen, aber hiermit warnen wir alle Kambodscha-Reisenden, bei Deals mit Einheimischen besonderes Augenmerk auf Details zu legen und alles schriftlich bestätigen zu lassen, außerdem diese Bestätigungen noch abzufotografieren, um auch dann noch einen Beweis zu haben, wenn die Tickets abgesammelt werden. Ja, es gibt hier noch eine Menge zu lernen über den Umgang mit Kunden bzw. Menschen im Allgemeinen. Ein Gast ist nicht im Land, um wie eine Zitrone ausgepresst zu werden, sondern um ihm einen möglichst angenehmen Aufenthalt zu bereiten, damit er wiederkommt.

Visum für Vietnam

Für Vietnam gibt es keine Visa on Arrival, man muss es schon vor der Einreise besorgen. Leider gibt es für vietnamesische Visa keinen festgeschriebenen Preis. Man bekommt aus dem Internet und von Visavermittlern recht unterschiedliche Informationen. Offenbar kommt es auch darauf an, bei welcher vietnamesischen Botschaft man das Visum beantragt. Nun waren wir schon mal in Sihanoukville und machten es daher dort. Man kann sich das Visum auch machen lassen. Das kostet allerdings je nach Anbieter 10 bis 15 Dollar mehr pro Person. Für uns war klar, dass wir das selbst in die Hand nehmen würden, da wir zu viert waren und es für uns um 40 bis 60 Dollar mehr über eine Agentur gekostet hätte. Allerdings konnte man ohne einen Pass zu hinterlegen, kein Motorbike ausleihen und den Pass benötigt man ja auf der Botschaft. Wir fanden schließlich einen Verleih, der statt des Passes Geld als Pfand annahm; Andi besorgte die Visas. Für ein Einmonats-Visum verlangte die Botschaft 40 Dollar und für ein Dreimonats-Visum 55 Dollar, beide Single Entry. Für Multiple Entry (mehrfache Ein- und Ausreise) muss man nochmals 20 Dollar mehr rechnen. Da wir von vielen Reisenden gehört hatten, dass Vietnam wunderschön, die Menschen freundlicher und das Land insgesamt sauberer als in Kambodscha sei, entschieden wir uns für das Visum mit dreimonatiger Gültigkeitsdauer. Nach 24 Stunden war es abholbereit.

Voll Vorfreude buchten wir eine Bus- und Fährfahrt nach Phu Quoc (größte Insel des Landes) in Vietnam, damit wir diese gottverlassene Gegend endlich hinter uns lassen konnten. Aber das ist eine andere Geschichte …

Resümee Sihanoukville

Sihanoukville ist keine Reise wert! Es ist dreckig, vermüllt, überteuert, unfreundlich – hier spürt man keine guten Vibes. Für die Inseln davor (Koh Rong) können wir nicht sprechen, da wir nicht dort waren. Wir haben allerdings von anderen Reisenden gehört, dass sie sehr schön sein sollen.

Das letzte Wort

So negativ wollen wir unseren Reisebericht über Kambodscha aber nicht enden lassen. Wir haben auf unserer Reise auch sehr nette, interessante und ehrliche KambodschanerInnen kennengelernt. Ein beachtliche Zahl spricht sehr gut und akzentfrei Englisch und ist offen für Fremde. Auch ist das Land nicht als Ganzes eine einzige Müllhalde. Es gibt viele schöne Fleckchen, und an vielen weiteren waren wir gar nicht. Oftmals liegt es nicht in der Verantwortung der Bevölkerung, wie gut ein Land „funktioniert“, sondern in jener seiner Regierung. Als Europäer ist es natürlich einfach, die Lösung zu sehen, aber die Probleme gehen oftmals sehr viel tiefer und sind von außen schwer zu ergründen. Deshalb möchten wir uns hier nicht anmaßen, irgendetwas besser zu wissen. Dieser Bericht spiegelt lediglich unsere Erfahrungen wider und davon hatten wir bei weitem mehr positive als negative.

Weiterreise nach Vietnam

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