Laos

Reise durch Laos‘ Berge – Muang Hiem und Nong Khiaw

Unser abenteuerlicher Moped-Roadtrip durch das ländliche Laos führte uns von Vieng Xai im äußersten Osten des Landes in die wohl bekannteste Stadt des Landes – Luang Prabang im äußersten Westen. Wir berichten hier über unsere Erlebnisse quer durch die Berge auf der Route über Muang Hiem und Nung Khiaw.

Von Vieng Xai nach Muang Hiem

Nach zwei Nächten in Vieng Xai ging unsere Reise weiter nach Muang Hiem, einem kleinen Dorf auf der Strecke nach Luang Prabang. Die Straßen waren extrem anspruchsvoll, da die Landschaft sehr gebirgig ist. Wir passierten unzählige Bergpässe und waren froh, dass die Mopeds so gut mitmachten. Die Straßen entbehrten zwar jedem Vergleich mit jenen in Vietnam (den meisten zumindest), aber zumindest waren sie größtenteils asphaltiert. An vielen Stellen allerdings waren sie in die Tiefe weggebrochen, andernorts vermurt.

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herausfordernde Rutschpartien für ein- und zweispurige Fahrzeuge …

Heute noch ist der Einsatz des Entlaubungsmittels „Agent Orange“, das die USA im zweiten Indochina-Krieg (a.k.a. Vietnam-Krieg) über weite Landstriche Vietnams, Kambodschas und Laos‘ per Flugzeug ausgebracht haben, erkennbar. Um die Gegend für gezielte Bombardierungen einsehbarer zu machen, wurden viele Wälder vernichtet und damit die Bevölkerung schwer gesundheitlich beeinträchtigt. Wie auch in Vietnam existiert auf zahlreichen Berghängen bis heute nur mehr Buschland. Kahle Baumreste ragen zwischen den Bananenstauden gespenstisch empor (siehe auch Titelbild).

Die Erosion trägt ihres bei. Da Bäume und damit stabilisierendes Wurzelwerk fehlen, rutschen viele Hänge bei starkem Regen ab. Leider werden die Muren schlecht, manchmal gar nicht weggeräumt. Wir hatten vor unserer Weiterfahrt in Vieng Xai (beim Inder natürlich) jemanden getroffen, der meinte, die Straße von Vieng Xai nach Phonsavan über die südliche Route wäre noch schlimmer. Daher wählten wir diese Route nach Luang Prabang.

Auch das gehörte zum Roadtrip – tolle Ausblicke auf Laos‘ einsame Bergwelt

In Muang Hiem blieben wir wieder zwei Nächte, weil wir sehr ausgelaugt von der Etappe tags davor waren. Hier gab es nicht viel, weshalb sich auch nur sehr wenige Touristen hierher verirrten. Laos ist sehr dünn besiedelt – insgesamt zählt das Land, das flächenmäßig etwa so groß wie Großbritannien ist, nur knapp sieben Millionen Einwohner. Kilometerweit begegnet man keinem Menschen, findet keine Siedlung. Kommt man in eine, ist sie klein, ärmlich und verfügt über kaum Infrastruktur.

Man muss seine Tagesetappen sehr gut planen, um die Strecken auf schlechten Straßen vor Sonnenuntergang bewältigen zu können und auch noch eine geeignete Unterkunft zu finden. Buchungen vorab im Internet sind nur in den Haupttourismusorten Luang Prabang, Vang Vieng, Vientiane, der Ebene der Tonkrüge und im Bereich der 4000 Inseln im Mekong möglich. Laos ist somit wesentlich schwieriger zu bereisen als Vietnam oder Thailand, aber auch als Kambodscha. Das hätten wir nicht gedacht; nunja, immerhin ist Laos eines der ärmsten Länder der Welt.

Die heißen Quellen von Muang Hiem

Zu den Attraktionen des Ortes zählen die heißen Quellen. Sie kommen mit 100° C unreguliert aus der Erde. Einfache Schilder weisen darauf hin, dass es kochend heiß ist. Es riecht ein wenig nach Schwefel. Etwas weiter weg vom Ursprung der Quelle ist das Wasser nicht mehr ganz so heiß. Nach einem natürlichen Sammelbecken war ein kleiner Damm errichtet worden. Durch ihn sprudelte das angenehm warme Wasser durch mehrere Rohre. Es hatte hier immer noch etwa 40° C. Wir haben die sehr einfache Anlage ausgiebig genossen. Außerhalb des Zauns befanden sich weitere Wasseranschlüsse und Betonbecken. Hierher kamen die Einheimischen, um ihre Kleidung und sich selbst zu waschen. Ein wahrer Luxus in dem sonst so entbehrungsreichen Gebiet. Innerhalb des Zauns zahlt man einen geringen Eintritt. Nach der Anlage fließt das Wasser in einem kleinen Bächlein weiter. Als wir die Quellen verließen, kam eine Herde Wasserbüffel und kostete das warme Wasser in vollen Zügen aus. Sie konnten sich gar nicht satttrinken.

Ausgehungert fuhren wir in das zweite Restaurant des Dorfs, das über eine englische Speisekarte verfügte (eins lag an der Hauptstraße in der Dorfmitte). Das Essen schmeckte recht gut und der Ausblick auf den Fluss war fantastisch! Damian fand an dessen Ufer gleich ein paar Buben zum Spielen. Wir genossen die Zeit in Muang Hiem sehr, obwohl wir vor allem abends des Öfteren keinen Strom oder Internet hatten. Bis vor sechs Jahren soll es im ländlichen Laos überhaupt noch kein Mobilfunknetz gegeben haben, verriet man uns.

„Sticky Rice“ – gibt es in Laos fast zu jeder Speise – wird mit der Hand direkt aus dem Bastkörbchen gegessen.

Von Muang Hiem nach Nong Khiaw

Unsere Fahrt ging weiter nach Nong Khiaw, dem letzten Stopp vor Luang Prabang. Wieder waren die Straßen schrecklich. Unterspülte Stellen, teils der halbe Fahrstreifen in die Tiefe gebrochen, Murenabgänge alle paar hundert Meter, schlecht weggeräumte Erdmassen, oftmals stark aufgeweicht, sodass sogar LKWs drohten, hängenzubleiben. Es war wirklich oft haarig, aber wir haben es letztendlich geschafft.

Zwischendurch wurden wir immer wieder mit wunderbaren Ausblicken verwöhnt. Wir fuhren durch zahlreiche ärmliche Dörfer der Minderheiten. Kinder liefen verschmutzt und barfuß (es war nicht sonderlich warm) herum. Die Häuser verfügten allesamt über keinen Kamin, sodass die Menschen morgens aus den einfachen Bretterhütten kamen, um sich vor dem Haus am Lagerfeuer zu wärmen und Frühstück zu kochen. Man sah Kinder auf Pritschen, die auf’s Feld zum Arbeiten gebracht wurden oder mit schweren Rückentragen, die mit Brennholz gefüllt waren. Häufig waren sie nicht älter als sechs oder sieben Jahre.


In den abgelegenen Dörfern findet man vielfach nur einen Wasseranschluss – die Menschen holen Wasser mit Kanistern, um zuhause etwas zu haben. Die Wäsche und auch die Menschen werden im Fluss gewaschen. Warmwasser Fehlanzeige. Unter vielen Stelzenhäusern sieht man Webstühle. Die Frauen weben die Kleidung noch selbst. Manchmal kommen Muren auch in den Dörfern herunter, in einigen Fällen bis vor die Haustüre. Niemand räumt sie weg. Nicht selten ist nur eine Fahrspur freigeräumt, wobei man dann immer noch über Erdhügel auf der ersten Fahrspur fahren muss. Die Menschen, die entlang der Straße wohnen, sind permanent Staub und Dreck ausgesetzt.

Wir bangten die ganze Strecke, ob es die Motorbikes noch bis in die Zivilisation schaffen würden. Auf weiten Teilen gab es auch wenige Tankstellen, Shops so gut wie gar keine. Selbst das Trinkwasser musste man gut einteilen.
Selten sahen wir Kinder in Schuluniformen, denn Schulen gibt es hier nicht flächendeckend. Wenn sie zu weit vom elterlichen Haus entfernt liegen, kommen die Kinder nicht in den Genuss einer Ausbildung. Die Bücher, die sie trugen, sind schon durch viele Hände gegangen. Es mangelt nicht nur an Schulen, auch an Materialien. Kindheit in den Bergen Laos ist nicht einfach.

Nach vielen Stunden Fahrt kamen wir endlich in Nong Khiaw an. Plötzlich sahen wir wieder Touristen, englischsprachige Schilder tauchten wie aus dem Nichts auf. Boots- und Bergtouren wurden angeboten. Internationale Küche war zu finden. Wir stiegen in einem einfachen Guesthouse direkt am Fluss ab und gingen Pizza und Burgeressen. Welch ein Genuss!

Trotz aller Entbehrungen und Anstrengungen sehen wir es als Privileg an, diese Regionen Laos‘ gesehen zu haben. Die Menschen waren freundlich, die Kinder winkten und waren oftmals erstaunt, Kinder vom anderen Ende der Welt zu sehen zu bekommen. Denn wo schon kaum erwachsene, westliche Touristen anzutreffen sind, sieht man noch weniger westliche Kinder. Ohne unsere Motorbikes wäre all dies nicht möglich gewesen. Und eine Reise auf den touristisch ausgetretenen Pfaden hätte nur einen sehr verzerrten Blick auf Laos erlaubt.

Weiterreise

In unserem nächsten Beitrag berichten wir über Tempel, Mönchsleben und UNESCO Weltkulturerbe – entdecke mit uns die alte Königsstadt Luang Prabang!

Links

Nong Khiaw auf Wikipedia

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